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Reparatur undichter Tank


j.-tommy

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Hallo Gemeinde,

seit einiger Zeit hatte es auch die Daytona meiner besseren Hälfte mit der berühmt berüchtigten Tankundichtigkeit erwischt. Nicht viel...aber der Bereich um die linke Tankschraube war immer leicht benzinfeucht und leider hob sich auch die Farbe schon leicht ab.

Als ich dem Problem auf den Grund gehen wollte, kam noch eine ´kleine` Schwierigkeit dazu...die Schraube lies sich nicht lösen...die Mutter im Tank drehte sich mit. Somit bekam ich die Heckverkleidung auch nicht ab.

Da ich den Reparaturaufwand dadurch nicht wirklich abschätzen konnte und die Daisy auch gefahren werden sollte, verschob ich die Reparatur auf den Winter.

Nun war es soweit...

Um nicht noch mehr Schaden anzurichten, bohrte ich ganz vorsichtig den Schraubenkopf ab. Das war echt nicht einfach, weil sich beim kleinsten Verhaken des Bohrers alles mitdrehte. Zur Not hätte ich halt zum Dremel gegriffen und den Schraubenkopf abgefräst...aber es ging alles gut und nach ein paar Minuten war der Kopf ab und ich konnte erstmal die Heckverkleidung abbauen.

So sah es darunter aus...

1 linkes Tankgewinde.jpg

Die Farbe hat sich unter der Schraube teilweise abgelöst...

2 Farbe abgelöst.jpg

dann den Tank ausgebaut...

3 Tank ausgebaut.jpg

und die Tankplatte und den Füllstandsgeber entfernt...

4 Tank offen.jpg

Ich konnte die Innenmutter (bis dahin wusste ich noch nicht, wie die Befestigung im Tank ausgelegt ist) erfühlen und merkte, dass sie sich bewegen lies! Noch zweimal hin und her...und ich hatte das Teil in der Hand...

5 Hutmutter mit Schraubenrest 1.jpg

Eine einfache Hutmutter mit Bund, die mit einer extrem dünnen Schicht PA eingegossen wurde. Die dünnsten Stellen reissen bei der kleinsten Drehung der Mutter ein und der Tank wird undicht. Dafür reicht schon das einfache Anziehen der Schraube (z.B. nach einer Inspektion usw.) aus. Die Beschichtung ist nur 0,1-0,5 !!! mm dick...es ist also nicht die Frage OB ein Tank undicht wird, sondern nur WANN...unglaublich...

6 PA-Beschichtung der Hutmutter.jpg

als nächstes habe ich versucht, den Schraubenrest aus der Mutter zu entfernen...das ging extrem schwer...

7 Hutmutter mit Schraubenrest 2.jpg

8 Schraubenrest entfernt.jpg

Da hier einfache ungeschützte Hutmuttern verwendet wurden, rosten diese, wenn man sie nicht mit Fett o.ä. schützt. Nur weiss das praktisch niemand und der Rost kann seiner Arbeit nachgehen...sehr unschön und wohl auch der Grund dafür, warum sich die Schraube nicht mehr lösen lies...

9 Gewinde verrostet.jpg

Das hat mir alles nicht wirklich gefallen und mir war klar, dass ich diese Mutter nicht wieder einklebe. Eine Alternative musste her...von sich aus stabil und praktisch dicht. Probiert habe ich zuerst solche Eindrehmuttern mit grobem Gewinde aussen, die im Möbelbau eingesetzt werden...dieser Test verlief unbefriedigend und ich suchte weiter. Dann habe ich nach sogenannten Blindnietmuttern gesucht (die hatte ich schon mehrfach verarbeitet und am Moped sind die auch überall verbaut) und tatsächlich auch welche gefunden, die hinten geschlossen, also dicht sind. Die fand ich perfekt...

10 Blindnietmutter geschlossen M6.jpg

Diese Mutter (M6) habe ich erst an einem ähnlichen Material getestet, um zu wissen, wie sich der Tank bei Einziehen der Mutter verhält. Die Mutter funktioniert bei Materialstärken von 0,5-3,0 mm und da PA unter Druck relativ schnell anfängt zu fliesen, gräbt sie sich mit der Rändelung leicht in den Tank ein. Ein Test zeigte mit, dass diese Verbindung schon dicht war, aber ich wollte trotzdem noch etwas Harz als Sicherheit nutzen.

Also erstmal das Loch mit einem Stufenbohrer aufgebohrt und ausreichend angefast, damit später der Rand der Mutter nicht über steht...bei einer Materialstärke von gut 3 mm ist das kein Problem...(nicht wundern, die Harzreste sind vom ersten Versuch...stören aber nicht weiter)

11 Loch auf 9mm aufgebohrt.jpg

12 Tank von innen.jpg

jetzt die Blindnietmutter einsetzen und einziehen...

Es gibt dafür spezielle Zangen, die ich natürlich nicht zur Verfügung hatte, aber der Test hatte gezeigt, dass das Einziehen auch mit einer Inbusschraube (eine Inbusschraube funktioniert m.E. besser als eine normale 6-Kantschraube), einer normalen Mutter, einer Unterlegscheibe und einem Tropfen Öl sehr gefühlvoll möglich ist...

13 Blindnietmutter von Aussen.jpg

die Mutter ist bündig mit dem Tank...

14 bündig mit dem Tank.jpg

und so sieht es von Innen aus...

15 Blindnietmutter eingezogen.jpg

es ist deutlich zu erkennen, wie sich die Mutter etwas ins PA eingezogen hat, aber es bleiben gut 2 mm Materialstärke übrig und das sollte an dieser Stelle auch reichen. Die Mutter sitzt erstaunlich stabil...und ist m.E. auch hier schon dicht (beim Test war sie es schliesslich auch schon) aber etwas Harz kommt noch drauf...

Also fix noch ne kleine Menge benzinfestes Epoxidharz von R&G angemischt und über die Mutter laufen lassen...

16 zusätzlich vergossen.jpg

fertig...

Den Dichtigkeitstest hat der Tank schon bestanden und ich bin guter Hoffnung, dass ich da nicht nochmal ran muss.

Zum Vergleich...so sieht die original vergossene Hutmutter aus...man kann auch hier schon ganz deutlich die Kanten des 6-Kant sehen. Das sind dann die Stellen, an denen der Tank undicht wird...in meinen Augen ist das ein echter Konstruktionsfehler...aber so lässt sich wenigstens immer mal wieder ein neuer Tank verkaufen...

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich hier mache...aber da bei dieser Hutmutter das Gewinde noch gut funktioniert, werde ich wahrscheinlich vorsorglich nur etwas Harz drüber giessen und hoffen, dass das ausreicht...

Wenn nicht, wird auch hier eine Blindnietmutter eingesetzt...

17 so sieht es original aus.jpg

im Anschluss habe ich dann noch die Gewinde der Tanknose nachgeschnitten...denn auch hier ist schon jede Menge Rost im Gewinde und hier wird eine Reparatur doch etwas schwieriger...

18 Gewinde der Tanknose nachgeschnitten.jpg

 

Ich hoffe, ich kann mit dieser kleinen Dokumentation auf der einen Seite eventuellen Leidensgenossen zeigen, wie eine Reparatur möglich ist...und auf der anderen Seite alle noch nicht Betroffenen wach rütteln, so lange ihr Tank noch dicht ist, immer schön die Gewinde zu kontrollieren und bei Bedarf nach zu arbeiten, denn am Ende war es m.E. der versteckte Rost eines Gewindes und das wohl zu feste Anziehen der Schraube der Heckverkleidung, was diese Reparatur notwendig machte.

Jetzt wird der relativ kleinen Lackschaden der Verkleidung noch ausgebessert und dann kann die neue Saison kommen...

Fragen und Meinungen sind natürlich gern gesehen.

 

 

PS.: Alle Bilder wurden nur mit dem Handy geschossen...daher nicht besonders qualitativ...

 

Bearbeitet von j.-tommy
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An die Herren Mods und Admins, das ist doch ein Paradebeispiel für die FAQ!

Bitte aufnehmen  :flowers:

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Sehr schön gemacht!

Nicht so wie beim Vorbesitzer meiner Speedy, der das Gewinde einfach von außen mit Harz zugemacht hat :mellow: 

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Super gemacht! Hast Du uns auch noch eine Bezugsquelle für die Muttern? :flowers:

Ich hab erst letztens schon eine Schraube samt Unterlegschraube verloren, weil ich mich nicht getraut hab richtig anzuziehen. War schon am Überlegen, dort Klett hinzumachen und die Schrauben komplett weg zu lassen. Aber dann bräuchte man ja einen Schraubenkopf zum Aufkleben zum Vortäuschen einer Schraubenverbindung. Sieht ja sonst shice aus... :wink:

 

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es gibt zwar viele bezugsquellen für blindnietmuttern, aber entweder gab es sie nicht geschlossen oder man muss mindestens 250 stück abnehmen... vllt. kann man diese blindnietmuttern auch im gut sortierten schraubenhandel um die ecke bestellen...aber mehrere telefonate in meinem umfeld waren erfolglos...

ich habe die blindnietmuttern (10 stück, damit ich was zum testen habe) dann hier bestellt:

https://www.pegnitz-schrauben.de/Blindnietmutter-Stahl-verzinkt-Rundschaft-geschlossen-Flachkopf-M6-05-30

(ich bin mit denen nicht verwand oder verschwägert und habe auch nix von einer bestellung)

da kann man auch einzelmengen ordern, man muss sich nicht zwingend als kunde anmelden und die lieferung war bei bestellung bis 15.00 uhr, am folgetag da...

ok, die versandkosten sind mind. 4,90 €, was bei centartikeln schon etwas schmerzt...aber was solls...besser so, als 250 mutter daliegen zu haben, die man nicht braucht...

es gibt die blindnietmuttern von m4 - m8 und mit kleinem flachkopf, senkkopf und grossem flachkopf...aber leider nicht in alu geschlossen...

ich habe wegen dem tankmaterial mutwillig mit grossem flachkopf genommen...

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Besten Dank fürs zeigen :top:

Wenn Du ein paar "Langzeiterfahrungen" hast - bitte auch hier kurz posten.

Du kannst Dich für deine Fotos gerne entschuldigen, nützt Dir aber nix: ab sofort bist Du FAQed :laugh:

 

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  • 2 Wochen später...
Am ‎15‎.‎01‎.‎2017 um 20:44 schrieb j.-tommy:

Es gibt dafür spezielle Zangen, die ich natürlich nicht zur Verfügung hatte...

Sollte die Mutter wider erwarten nicht halten: ich hab so ne Zange. Schreibste mich an, verleih ich.

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  • 3 Jahre später...

ich war gerade mal wieder am basteln an der daytona meiner besseren hälfte und habe mir die reparierte stelle noch einmal ganz genau angeschaut...was soll ich sagen...die schraube lies sich einfach lösen...alles noch stabil und natürlich auch dicht!...

die reparatur ist nun 3,5 jahre her...

für mich hat sie den langzeittest bestanden :biggrin:

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  • 1 Monat später...
Am 19.7.2020 um 22:31 schrieb j.-tommy:

ich war gerade mal wieder am basteln an der daytona meiner besseren hälfte und habe mir die reparierte stelle noch einmal ganz genau angeschaut...was soll ich sagen...die schraube lies sich einfach lösen...alles noch stabil und natürlich auch dicht!...

die reparatur ist nun 3,5 jahre her...

für mich hat sie den langzeittest bestanden :biggrin:

Hallo, kannst Du nochmal genau erklären,  wie das mit dem einziehen der Blindmutter mittels Inbusschraube, normaler Mutter und Unterlegscheibe funktioniert? 

Müsste ja theoretisch von der Tankinnenseite passieren aber das sieht mir nach wenig Platz aus?

Gruß Markus

 

P.S. Habe mir die Zeichnung auf der Pegnitz Seite angeschaut. Jetzt ist es klar: Ist ja eine Blindnietmutter:biggrin: die von vorne mit Hilfe der Schraube gestaucht werden muss.

Bearbeitet von Tripledriver555
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Hi, 

Oder du gehst zum Karrosseriebauer oder Lamdmaschinenmechaniker deines Vertrauens, und fragst, ob die so eine Zange haben, und dir die Mutter reinmachen. Oder du schreibst Sandie an, der so eine Zange zumindest mal hatte... 

Mit Schraube und Mutter, das wäre mir zu aktig, und die Gefahr, den Tank zu zerstören wäre mir zu groß 

Gerhard 

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mit etwas gefühl ist das kein problem...und ich empfahl ja auch, vorhet einen test zu machen...damit man das gefühl bekommt...:nod:

mit einer zange geht es natürlich besser...aber auch hier ist gefühl notwendig....

 

 

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  • 5 Monate später...

Ich weiß es ist schon ein paar Tage her. Der Bericht ist aber genial.

Ich bin nun auch betroffen und hätte ohne dieses Wissen ganz anders agiert bzw. schon Kontakt zu einem Bootsbauer aufgenommen.

Also noch einmal Hut ab und danke. :top:

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gern geschehen!...

ich freue mich immer, wenn ich jemandem helfen konnte...

erfolgsnachrichten oder (hoffentlich keine) probleme sind natürlich erwünscht!

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j-tommy, gerade eingetroffen nun liegt es an mir. :blackeye:

Überlege gerade ob ich nicht beide Seiten gleichzeitig mache obwohl die eine ja noch dicht ist? Keinen Bock noch einmal alles zu zerlegen.

 

20210312_153235.jpg

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  • 2 Wochen später...

Ich habe die Hutmutter bewußt mittels Schraube überdreht. Dann mit Gefühl nach innen geschlagen. Im nächsten Schritt wird der Kopf abgeschitten und man kann die Hutmutter entnehmen. Habe mal zur Probe zwei Einziehmuttern in eine 2mm GFK Platte eingezogen und dies relativ dicht am Rand. Diese hält gut stand und man bekommt ein Gefühl für das Material. Die Idee wie oben beschrieben mittels Schraube, Mutter und Unterlegscheibe halte ich nicht für so verkehrt. Ich denke man kann die Kräfte besser dosieren. Bei mir kam die entsprechende Zange zum Einsatz. Geht bald weiter. :90:

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vor 4 Stunden schrieb XJRDAYTONA:

Ich habe die Hutmutter bewußt mittels Schraube überdreht. Dann mit Gefühl nach innen geschlagen. Im nächsten Schritt wird der Kopf abgeschitten und man kann die Hutmutter entnehmen. Habe mal zur Probe zwei Einziehmuttern in eine 2mm GFK Platte eingezogen und dies relativ dicht am Rand. Diese hält gut stand und man bekommt ein Gefühl für das Material. Die Idee wie oben beschrieben mittels Schraube, Mutter und Unterlegscheibe halte ich nicht für so verkehrt. Ich denke man kann die Kräfte besser dosieren. Bei mir kam die entsprechende Zange zum Einsatz. Geht bald weiter. :90:

gleiches schadensbild...

vorsicht!...das tankmaterial ist deutlich weicher, als gfk!...die blindnietmutter sollte nicht bis ganz zum schluss gezogen werden...sie wird schon etwas vorher fest...und dicht...

der gezogene (innere) teil der blindnietmutter muss nur deutlich im tankmaterial sitzen...dann ist gut!

 

 

Bearbeitet von j.-tommy
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vor 4 Stunden schrieb Vierbeiner:

Eine passende Unterlegscheibe für die Blindnietmutter kann auch helfen

wenn man eine unterlegscheibe an der blindnietmutter aussen verwendet, steht diese deutlich vor und damit später auch die verkleidung...

innen geht eine u-scheibe auch nicht, da sie dazu führt, dass es den aussenring der blindnietmutter zu weit ins tankmaterial zieht...

beides stellt man fest, wenn man es (wie ich) vorher mit ähnlichem material testet...

wären u-scheiben sinnvoll, hätte ich es geschrieben...

aber da du es vorgeschlagen hast, hast du es sicher mit positivem ergebnis getestet und kannst uns zum besseren verständnis ein bild davon zeigen...

das könnte natürlich ebenfalls vielen leuten helfen :flirt:...

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Ich brauche nicht alles in Ton und Bild festhalten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Material der Unterlegscheibe. Es verstärkt den Bereich und man hat mehr Auflagefläche. Bei dünnem Blech ist es notwendig, bei Kunststoff beide Seiten.

Dein Moped, Deine Regeln:teeth:

 

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